Mit diesen 3 Storytelling-Tipps präsentieren Sie wie Steve Jobs

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Keine gute Geschichte ohne Held / Bild: duarte.com

 

Mit Rhetorik allein kommen Sie nicht weit!

Lautes Gemurmel, gähnende Gesichter, willkürliches Kommen und Gehen der Gäste – kommt Ihnen das bekannt vor? Mir auch! Neulich besuchte ich eine Veranstaltung zu der über 100 Gäste gekommen waren. Das Vortragsthema der Organisation war zwar interessant. Doch nach einer halben Stunde stellte ich fest, dass meine Konzentration deutlich nachließ und ich sah mich im Saal um: Viele Gäste unterhielten sich in normaler Lautstärke und waren einander zugewandt, als gäbe es überhaupt keinen Vortrag.

Das war auch dem Redner nicht entgangen und er versuchte mit einem Rhetoriktrick – plötzliches Verstummen – wieder auf sich aufmerksam zu machen. So ging das noch etwa ein oder zwei Mal während des langen Vortrags weiter. Als am Ende der Sponsor des Abends auch noch zu Wort kam und sein neuestes Produkt vorstellte  - da war es aus! Leider recht einfallslos zeigten sie irgendein Commercial, Textblöcke aus Broschüren und ein Zahlengebilde, welches noch nicht mal ich an meinem Stehtisch aus der zweiten Reihe lesen konnte. Der Geräuschpegel hatte sich nun bis zum Anschlag hochgedreht. Ein Alptraum!

Was war passiert? Zunächst war ich auch etwas empört über die vermeintliche Respektlosigkeit der Anwesenden. Dann aber dachte ich mir: Hey, der Job eines Vortragenden ist es doch, mit der Präsentation die Leute zu begeistern und sich damit ihre volle Aufmerksamkeit zu sichern. Offensichtlich kannten sie Nancy Duarte und ihren TED-Vortrag noch nicht.

 

Nancys Zutaten einer wirkungsvollen Präsentation

1. „To hell with facts! We need stories!”

Wie Recht Ken Kesey hat! Menschen wollen Geschichten hören, denn das liegt einfach in unserer Kultur begründet. Und ganz richtig meint Nancy, dass Geschichten bei uns physische Reaktionen (→ Resonanz) hervorrufen, z.B. Lachen, Gänsehaut, Bauchschmerzen. Kurz: Geschichten lösen Emotionen aus – und darin sollten Sie ihre Facts und Figures ordentlich einpacken. “Nicht die Information selbst ist wichtig, sondern die emotionale Wirkung, die sie erzeugt”. Aber wie machen Sie das?

2. Ihr Publikum ist Luke Skywalker – nicht Sie!

Machen Sie Ihr Publikum zum Helden Ihrer Geschichte – und seien Sie der Mentor. Das bedeutet: Helfen Sie dem Publikum sich mit ihrer Geschichte, ihrer Idee, zu identifizieren und kommen Sie runter vom Ego-Trip! Mentoren waren selbst einmal Helden und verfügen daher über viel Wissen. Aber geben Sie das an Ihr Publikum in Bescheidenheit weiter und rücken Sie die Zuhörer in das Zentrum des Geschehens.

3. Drama, Baby!

Zu einer Geschichte gehört auch ein Erzählschema wie in einem Drehbuch: Der Held (oder die Heldin) wird vorgestellt (Einführung), der trifft auf Probleme (Konfrontation), bewältigt sie und geht als “Gewinner” hervor (Auflösung).

Für Ihre Präsentation bedeutet das: Sie brauchen einen Anfang, Mitteilteil und Schluss sowie zwei Wendepunkte (Plot Points), welche den ersten sowie den letzten Part vom Mitteilteil trennen.

• Anfang

Nancy betitelt diesen Teil als “Ruf zum Abenteuer”. In der Präsentation sollen Sie Ihrem Publikum klarmachen, “was ist” und dann  - “was sein könnte” (1. Plot Point).

•  Mitteilteil

Im mittleren Part führen Sie dieses Schema weiter. Sie wechseln sich mit dem “was ist” und “was sein könnte” in einer Art Wellenbewegung ab, das hält die Aufmerksamkeit des Publikums aufrecht (siehe Schema unten).

• Plot Point Nr. 2

Der letzte Wendepunkt sollte eine “Handlungsaufforderung” sein. Sprich: Sie verdeutlichen dem Publikum, was “getan werden muss”, welche Verändnerungen es geben sollte.

• Schluss

Dieser Part wird auch “die Verheißung” genannt, die “Belohnung”, die in der Zulunft wartet. An diesem Punkt hat das Publikum bestenfalls die Idee angenommen, die Sie vermitteln wollten und möchte aktiv werden.

 

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Erzählschema einer Präsentation / Bild: duarte.com

 

Storytelling zahlt sich aus

Nany hat viele Präsentationen analysiert, um zu diesen Erkenntnisse zu kommen, z.B. die erfolgreichen Keynotes von Steve Jobs. Hätte der Vortragende auf besagter Veranstaltung ihre Punkte berücksichtigt  - er hätte nicht immer wieder um Ruhe bitten müssen. Besser noch!

Das Publikum hätte

• still und aufmerksam zugehört

• die Inhalte wahrgenommen und sich damit identifiziert

• Emotionen gezeigt und unaufgefordert applaudiert

• die Vortragszeit nicht wie eine Ewigkeit empfunden

• am Ende schon dem nächsten Vortrag entgegengefiebert

• sich ihr Produkt, Mitgliedschaft o.Ä. näher angesehen usw.

 

Das Storytelling-Prinzip kann man im Übrigen nicht nur auf Präsentationen anwenden, sondern auch auf andere Kommunikationsformate.

 

 

Haben Sie schon mal besonders gute oder schlechte Präsentationen erlebt? Was ist Ihnen dabei aufgefallen? 

Quelle:
Bilder: duarte.com
Literatur: Resonate von Nancy Duarte
Friederike Schmidt ist studierte Literatur- und Kommunikationswissenschaftlerin sowie zertifizierte Social Media und Agile Marketing Managerin. Nach verschiedenen Stationen in PR, Marketing und Werbung sowie als freiberufliche Digital Content Strategist und Creator, betritt sie 2018 ein neues spannendes Berufsfeld in der IT-Industrie.
  1. Thomas Eichhorn Antworten
    Wenn an unterhalten möchte, ist diese Variante bestimmt schön, oder wenn man ein Verkaufsgespräch führen will. Immer wenn man ehrliche oder technische Informationen weitergeben will, ist dieses Werkzeug ungeeignet. Wenn ich mein Publikum wachhalten muss, indem ich Märchen erzähle, ist meine Info-Vermittlung entweder wirklich schlecht, oder die Leute sitzen einfach im falschen Vortrag. Ich stelle nicht in Frage, dass sich Leute mit dieser Methode leicht um den Finger wickeln lassen, und das man sein Ziel bei den meisten Menschen besser erreicht, aber die Wahrheit kommt so nicht ans Licht. Donald Trump kann hervorragend Geschichten erzählen. Daran sieht man zu was „To hell with facts! We need stories!” führt.
    • Friederike Schmidt Antworten
      Wenn es natürlich um die reine Wissensvermittlung geht, dann greift dieses Schema nicht unbedingt. Aber diese Themen können auch anschaulich und kurzweilig dargestellt und typische Fehler vermieden werden, hier gibt's ein paar interessante Facts dazu: http://www.duarte.com/blog/presentation-mistakes/ Mit dem Artikel hatte ich weniger das Ziel im Auge, wie man Menschen um den Finger wickelt. Es ging mir mehr darum, dass die Leute nicht nach kürzester Zeit abspringen, wie im Beispiel dargestellt. Und: Auch Wahrheiten kann man anders verpacken, um sie interessant und zugleich angemessen rüberzubringen, da kann ich mir Storytelling-Techniken (was nicht immer eine klassische Erzählweise bedeutet) durchaus vorstellen. Trump setzt auf Emotionen und das ist ein wichtiger Faktor, wie bereits im Artikel und auch auf der Duarte-Website mehrfach erwähnt. Wer dieses Insight zu nutzen versteht, dem hört das Publikum (manchmal auch leider) zu.
  2. Oliver Antworten
    Danke. Für ein Vorstellungsgespräch muss ich eine Präsentation vorbereiten. Ihr Artikel ist die perfekte Inspiration. Gruss - Oliver
  3. Ralph Antworten
    Vielen Dank für diesen tollen Artikel. Interessant sind sowohl die Sichtweisen als auch die Grafik. Ich für meinen Teil lerne erneut. Dafür besten Dank. Schöne Grüße Ralph
  4. Sämi Weber Antworten
    Toller Artikel. 99,9 % aller (Power Point) Präsentationen sind langweilig. Präsentieren wie Steve Jobs funktioniert aber nicht nur mit Technik. Es brauch auch Persönlichkeit. Und Talent. Die Technik kennen viele. Persönlichkeit und Talent haben nur wenige.
    • Friederike Schmidt Antworten
      Danke für die Blumen! Und ja, da stimme ich zu. Aber nicht jeder hat eine Persönlichkeit wie Steve Jobs. ;-) Der hat auch mal angefangen und ich denke, wenn man das Schema erst einmal anfängt anzuwenden, geht es in Fleisch und Blut über. Voraussetzung ist natürlich, dass man überhaupt was zu sagen hat. Bei vielen Präsentationen scheitert's auch schon an der Substanz. Aber dafür sind wir Texter und Konzepter auch da, an dieser Stelle zu unterstützen.
  5. Pingback: So wird Ihre Zielgruppe Ihnen garantiert zuhören - 3 Storytelling-Beispiele zur Inspiration - Friederike Schmidt

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